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Dezember in der Galerie Ruberl
Die Faszination seiner Kunst ist nicht zu fassen. Es gibt keine Lösung für Arnulf Rainers Werke. Immer wenn man glaubt, den Sinn für sich als Betrachter*in zu erfassen, sei es durch einen philosophischen, religiösen, historischen oder maltechnischen Ansatz, verflüchtigt sich der Gedanke und löst sich in Staunen und Neugier auf. Die Empfindung bleibt ein Geheimnis und entzieht sich jeder Definition. Es ist Rainer gelungen, das Interesse für seine Kunst über die Jahrzehnte aufrechtzuerhalten. Die Vielfalt der Ausdrucksweisen macht die Beschäftigung mit seinem Werk immer spannend.
“Und Rainer wird uns mit der Vielfalt, den listenreichen Varianten, den Finten und Fallen – und einer gnadenlosen Kompromisslosigkeit überraschen.“ Helmut Zambo
In den Fingermalereien findet sich eine Vielfalt an Farben und Formen zu einem komplexen Gefüge zusammen. Immer mehr entwickelt Rainer die Technik der Fingermalerei zu einer sehr subtilen und feinen Bildsprache. Ähnlich den Übermalungen werden die Bilder in weiterer Folge vieldeutiger, geheimnisvoller und rätselhafter, und verlangsamen sich in der Bewegung. Die Aggression weicht der Gestaltung. Rainer formt nun seine Bilder mit den Fingern. Er beginnt die von ihm akribisch entwickelte Bildsprache sehr gezielt einzusetzen und vermischt sie mit den traditionellen Techniken, um die Impulsivität und Körperlichkeit seiner Arbeiten zu steigern.
„Die Beschäftigung mit Rainers Werk führt immer weiter, sie ist nie endgültig. Kaum ist eine mögliche Erklärung gefunden, irritiert ein neues Geheimnis .“ Christa Armann
Die Arbeitsphasen bei den Face Fares von Arnulf Rainer sind relativ kurz. Sein Spiegelbild stimuliert Rainer zu einer extrovertierten Selbstkommunikation, danach erfolgen die Fotoaufnahmen, meist von einem vertrauten Fotografen ausgeführt. Der nächste Schritt ist die Auswahl aus hunderten in kürzesten Abständen festgehaltenen und auf Fotos gebannten Momenten. Nach einer Beruhigungsphase, erfolgt Wochen später eine zweite Selektion und erste Korrekturen entstehen aus Ärger über das Ungenügen der Fotografie seine ekstatischen Momente einzufangen.
Das Prinzip der Überlagerung durch Doppelbildlichkeit erweitert Rainer durch eine Medienüberschneidung und eine Überschneidung von zwei Ausdrucksformen. Er verbindet darstellende Kunst mit bildender Kunst und Fotografie mit Malerei. Die Sprache des Gesichts, die Selbstdarstellung, wird plötzlich als Kunst verstanden d.h. die Trennung zwischen Kunst und Leben wird dadurch aufgehoben.
Kompromisse kennt Arnulf Rainer nicht. Weder bei seiner Arbeit – noch im sogenannten Leben.“ Helmut Zambo