Körperzeichen
November 11 - January 14, 2018
Jürgen Klauke
Arnulf Rainer
Opening: Saturday, 11th November, 12 a.m. - 2 p.m.
In den 1970er Jahren setzten sowohl Jürgen Klauke, als auch Arnulf Rainer den eigenen Körper als Ausdrucksträger ihrer künstlerischen Vorstellungen ein. Im Wesentlichen liegt dieser Auseinandersetzung die Frage zugrunde, in wie weit der Körper oder dessen fotografisches Abbild repräsentativ Aufschluss über das Selbst geben kann.
JÜRGEN KLAUKE
Jürgen Klauke leistete im Bereich der Body Art im Sinne einer kritischen Auseinandersetzung mit gesellschaftlich normierten Geschlechter-Identitäten und sozialen Verhaltensmustern Wegweisendes und ist neben Vito Acconci, Bruce Nauman oder Urs Lüthi ein wichtiger Protagonist der Körperkunst. In seinen mitunter provokativen Bildern stellt er die kulturell vorgeprägten sexuellen Grund- und Verhaltensmuster unserer Gesellschaft in Frage.
Thema seiner Kunst ist die persönliche Identität als Wahl, eine paradoxe Koexistenz oder Auseinandersetzung verschiedener psychischer Realitäten in einer physischen Persönlichkeit. (Peter Weibel)
Die Fotografie verwendete Klauke von Anfang an als Dokument von performativen Inszenierungen. In seiner ersten wichtigen Fotoarbeit „Self Performance“ verwandelt sich der Künstler in einer Sequenz von mehreren Bildern von einem männlichen in ein weibliches Wesen. Dabei präsentiert er sich mit erfundenen, aus Stoff genähten Relikten, die femininen und maskulinen Geschlechtsteilen nachgebildet sind. Für Klauke ist das Selbst das Ergebnis eines performativen Aktes, der jeweils auch ein anderes Ich hervorbringen kann.
ARNULF RAINER
Während in Jürgen Klaukes Bildern die damit verknüpfte gesellschaftspolitische Aussage im Vordergrund steht, ging es Arnulf Rainer primär darum, die innere, psychische Gefühlswelt über Mimik und Körpersprache nach außen sichtbar zu machen. Er suchte nach einer möglichst authentischen Vermittlungsform seiner unter größter Anstrengung hervorgerufenen Ausdruckszustände. Die Performance, das „Körpertheater“, war für Rainer nie Selbstzweck, sondern Teil inszenierter Fotografie, die zuerst mittels Fotoautomat und später mit Hilfe eines Fotografen oder Filmers entstand. Das Endprodukt, ein reines Dokumentationsfoto, diente ihm als Grundlage und Inspirationsquelle für verschiedene körperliche und psychische Ausdrucksmomente, die im Anschluss malerisch und grafisch hervorgekehrt, verstärkt oder auch negiert wurden.
Die Fotografie allein ist jedoch nicht in der Lage, eine bewegte oder statisch-konzentrierte Anspannung adäquat zu vermitteln. Um dem näher zu kommen, überzeichne ich das Foto. Es ist dies keine Retuschierung, sondern eine Akzentuierung, eine Wiederdynamisierung des erstarrten Moments. (Arnulf Rainer, Hirndrang 1980