Franz West

1947 - 2012

Das Œuvre von Franz West lässt sich in folgende Werkgruppen einteilen: Bildnerische Arbeiten wie Zeichnungen und Collagen, Passstücke, Skulpturen, Möbel und Installationen – die West meist aus den genannten Gruppen zusammenstellte.

Franz West bezeichnete seine zu benützenden Skulpturen als Passstücke – ein technischer Begriff für ein Zwischenstück, das man für die unterschiedlichsten Bedürfnisse einpassen kann. Affinität, Verknüpfung und die Fähigkeit, den Betrachter in das Kunstwerk hineinzunehmen sind Merkmale dieser nicht einem bestimmten Zweck zugeordneten Skulpturen. Die oft mitgelieferten Handlungsanweisungen sind nur Anregungen und keine Benützungsvorschriften. In der Vieldeutigkeit und Doppelsinnigkeit des Gebildes eröffnet sich für den Betrachter eine unendliche Anzahl an persönlichen Berührungspunkten. Franz West schaffte neue Zuordnungen, die sich nicht nach tradierten Formenentwicklungen richten, sondern die durch den kreativen Prozess in der Bearbeitung von Gegenständen des Alltagslebens entstehen. Die Gestalt findet sich durch das Umkleiden von Material. Draht, Mullbinde, Gips, Papier – aus diesen Schichten geht die Form hervor. Oft forderte West Assistenten oder Malerfreunde auf, Farbzusammenstellungen beizusteuern. Die Farbe verleiht dem Passstück eine zusätzliche dramatische Dimension. Das Kunstwerk wird zum Ereignis an sich und die skulpturale Funktion noch mehr in den Vordergrund gestellt.

In den 80er-Jahren entwickelte Franz West in logischer Erweiterung zu seinen Passstücken seine ersten Möbel. Ein tragbarer Paravent mit einem Loch und Sessel mit körperumspielenden Formen und markanten Fortsätzen sind erste Prototypen. Die meisten Möbelskulpturen sind entstanden, da ihm die gängigen Möbel nicht gefallen haben und er welche für seinen eigenen Gebrauch kreierte. Sie funktionieren auf der einen Seite als Nutzmöbel für den privaten Bereich und auf der anderen Seite auch für den musealen Ausstellungsbereich als Möbelskulptur oder als Teil von Rauminstallationen. West möchte den Besucher in das Kunstwerk einbeziehen. Der Betrachter wird angestiftet, aktiv zur Verwirklichung und Vollendung beizutragen. Bei Sitzmöbel ist die Hemmschwelle sehr gering und die bequeme Haltung erleichtert es dem Rezipienten, wie von Franz West initiiert, Kunst mit dem Terrain des Müßigganges und der Muse zu koppeln.