Georg Baselitz
*1938
DRUCKGRAFIK
Georg Baselitz erweist sich auf dem Gebiet der Druckgrafik als experimentierfreudiger Virtuose. Er testet verschiedene Möglichkeiten, wie Radierung, Linolschnitt, Holzschnitt und Kaltnadeltechnik konsequent aus und scheut sich auch nicht die Grenzen der verschiedenen Verfahren zu überschreiten. Ebenso offen ist die Wechselwirkung von Grafik und Malerei oder Skulptur. Häufig greift Baselitz auf Motive seiner Zeichnungen und Gemälde zurück. Bereits in den sechziger Jahren nutzt er die ganz eigene Materialität und Wirkung der Grafik um die Motive seiner gemalten Bilder, gerade auch die aggressive Ikonografie seiner frühen Gemälde, in grafische Zeichen zu übersetzen und damit das Augenmerk von den Inhalten auf den Prozess der Formfindung zu lenken.
Baselitz arbeitet mit Brüchen und Disharmonien und entwickelt daraus das Drama seiner Grafiken. Er verbietet sich jene Art von Virtuosität, Artistik oder gar Routine, die mit dem Streben nach handwerklicher Vervollkommnung einhergeht. In seinen Grafiken meidet die Linie den beschreibenden Charakter der Zeichnung und sucht immer wieder das Divergierende und Dissonante.
Mit der Übersetzung in die Grafik unterzog Baselitz seine Bildideen einer Probe. Er wollte testen, ob er seine Zeichnungen oder Bilder tatsächlich formal soweit geklärt hatte, dass sie „für diese Übertragung taugen“. Um sie in der für die Druckgrafik nötigen Einfachheit auszuführen, musste er zum Kern seiner bildnerischen Idee vordringen.[1]
"Mein Hauptanliegen ist, daß, wenn sich in meiner Arbeit an Bildern und Skulpturen und Zeichnungen etwas verändert hat oder wenn sich eine neue Idee ergeben hat, ich diese benutze und in einer grafischen Technik ausführe als Korrektur oder als Verdeutlichung, als Ausrufezeichen."
Georg Baselitz im Gespräch mit Ulrich Weisner 1989
[1] Vgl.: Fritz Emslander „Schlafende Hunde wecken. Zu Georg Baselitz‘ grafischer Methode“ in: Georg Baselitz, Mit Richard unterwegs, Druckgrafik von 1995 – 2015, Ausstellungskatalog Schloss Dachau, Dachau 2016