Irene Andessner
* 1954
Ein Fetisch muss her. Ein Ding, eine Sache, ein Ausdruck, eine Rolle. Eine vorsichtige Auswahl. Der Prozess wird in Gang gesetzt und es beginnt die langsame Verwandlung. Vorbilder, Erwähnungen, Überlieferungen. Ein Kostüm, eine Frisur, Schmuck, Schminke. Die Suche nach der Essenz. Die Verwirrung ist eine aufzulösende. Vom Einfachsten zum Kompliziertesten. Vom Äußeren zum Inneren. Wer ist das Selbst, in das Irene Andessner hineinkriecht? Ganz langsam, ganz behutsam findet sie es in der Figur. Sie trägt es vor sich her. Sie zelebriert es und bereitet ihm ein Fest. Findet sich selbst in der Figur. Von der Analyse zur Katalyse. Jetzt wird es wahr und wahrhaftig. Jedes Porträt ist ein feierliches Fest und im Höhepunkt steht der Moment des fotografischen Festhaltens. Ein Nachbild. Eine Variante. Eine Interpretation. Eine Wiederholung. Der Zauber stellt sich plötzlich ein. Die Lust an der Zeremonie. Äußerlich wie Innerlich ist es feierlich geschehen. Achtung, Respekt und Wertschätzung sind die Mittel, das ausgesuchte Selbst zu erkennen und mit sich selbst zu einem neuen Ganzen werden zu lassen.
Irene Andessner ist Malerin. Ihre künstlerische Sprache fand sie in der Inszenierten Fotografie, meist begleitet durch Performance und Video. Die Fotografie ist immer ein Höhepunkt der Interpretation. Der Fokus liegt bei einer Selbstdarstellung. Irene Andessner malt sich in einer Rolle aus. Sie vergegenwärtigt das Vorbild durch sich selbst. Das fotografische Material ist wesentlich. Polaroid ist unmittelbar und eindeutig. Ein Sofortbild. Unabänderlich. Die Porträts entstehen mit einer der letzten noch verfügbaren Großbildkameras und mit dem noch geringfügig vorhandenen originalen Fotomaterial. Jede Aufnahme ist der Zufälligkeit des Werkstoffs unterworfen. Im C-Print hingegen zeigt sich die Perfektion ihrer Inszenierungen bis ins letzte Detail in einer brillanten Wiedergabe. Die Leuchtkästen führen die Arbeiten in einen neuen besonderen Raum und verleihen dem Werk einen skulpturalen Charakter.
Die umfassende Ausstellung zum Werk der Künstlerin "Celebration_Irene
Andessner" (2021) zeigte zahlreiche performative Fotografien und Videoarbeiten.