Michael Horsky
* 1973
Der 1973 in Prag geborene Künstler Michael Horsky studierte an der Akademie der bildenden Künste in Wien bei Wolfgang Hollegha und Hubert Schmalix. Er lebt und arbeitet in Wien.
Bei mir passiert alles über das Tun. Also zuerst schießen und dann fragen. ... Michael Horsky 2018
…Kafka fragt Buddha…
Eine Art floraler Kubismus überzieht die große Leinwand.
Wie Schachtelhalme stecken Motivketten ineinander, wie Pilzkulturen verbinden sie sich im Wald unter der Erde.
Wie ein rundherum führendes Relief an einem ostasiatischen Tempel, das die Farbigkeit und den Geruch der Leiber, Tücher, Tiere und der Drogen angenommen hat.
Brustwarzen erscheinen wie Augenpaare als Stoppschilder, das weibliche Geschlecht als Wunde und herabhängende Penisse fungieren als Baldachine. Hasen übernehmen die Farben der Ostereier, die sie in den wenig freien Bildzonen verstecken.
Zahnreihen wiederholen sich in den Zehen und Finger werden zu Haarbüscheln.
Oft schlüpft das Hauptmotiv unter die Nebenmotive, Nebenmotive brechen durch das Hauptmotiv wie Keimlinge; - meist in zeilenartiger Anordnung, Zonen bildend, bzw. Kalaidoskopisch.
Nie ist Gefallsucht, Überheblichkeit oder Sarkasmus in dieser so „verqueren“ Bildsprache am Werk.
Sehr lange Entstehungsphasen machten die Bilder human, sie sind mit großer Leidenschaft gewollt.
Die leicht gebrochenen Buntfarben (hoher Gelb- Pink- und Blauanteil) scheinen trotz ständigem Ummalen immun gegen Vergrauung und Vernebelung zu sein. Auffallend auch die Abstinenz von Erdpigmenten. Dieses künstliche Kolorit nimmt jeden Naturalismus heraus, verleiht der Farbigkeit beinahe liturgischen Charakter und den Klischees erneute Glaubwürdigkeit.
Arnold Schönberg-artige Selbstporträts reagieren in unterschiedlichen Gemütsverfassungen auf genmanipulierte Hasen und „geschlauchte“ Körperfragmente, dennoch bildnerisch logisch, weil diese unterschiedlichen Bildelemente durch Verbeulungen (ähnlich einem schwingenden Zerrspiegel) wieder „miteinander können“…
Voraussetzung ist ein ausgeklügeltes Anordnungssystem, in dem Fluchtpunkt und Farbperspektive keinen Raum haben. Raumbildend hingegen wirken sich Motivwiederholungen aus, - vergleichbar mit einem Echo in der Musik, vielleicht auch mit der ägyptischen oder minoischen Bildsprache.
Die äußerst variantenreich eingesetzte emblematorische Spache lässt Michi, als tiefgläubigen Maler, so noch nicht gesagte Sätze sprechen.
Siegfried Anzinger
Köln, 5. Juni 2018